Gesundheitssystem in Indien
Auch in diesem Bereich kommen die Extreme Indiens an die Oberfläche. Auf der einen Seite verfügt Indien über Behandlungsmethoden, die auf tausende Jahre Erfahrung zurückgehen, z.B. Ayurveda. Auf der anderen Seite gibt es kein einheitliches Gesundheitssystem, wie wir es im Westen kennen. Speziell im ländlichen Bereich gibt es keinerleih Versicherungen und auch keine Unterstützung vom Staat. So sind die Menschen auf ihr Einkommen angewiesen, denn jede noch so kleine Behandlung kostet Geld, bzw. auf die Unterstützung von Hilfsorganisationen, die kostenlose Behandlungen ermöglichen. Aber oft ist nicht nur das notwendige Geld mangelhaft, sondern die Entfernung zum nächsten ausgebildeten Arzt bzw. Spital.
In Pagandai besuchte ich einmal den Arzt, aus Interesse, und Gott sei Dank nicht wegen einer Krankheit. Die Ordination war ein kleines Zimmer gleich an der Straße, wo ein Holztisch und zwei Sesseln standen. Am Tisch eine Spritze und zwei kleine Fläschchen mit einem Serum. 5 Rupien kostet eine Injektion, und hilft angeblich gegen alle möglichen Krankheiten. Eiskasten, gibt es nicht, wäre bei den regelmäßigen Stromausfällen auch nicht von nutzen. Bei der Frage nach seiner Ausbildung, sagte er, dass er einige Zeit bei einem Arzt gearbeitet hat, und dort sein Wissen erlangte.
Die nächste Erste Hilfestation liegt in Viriyur, ca. 45 Autominuten entfernt in einer christlichen Station. Das nächste relativ professionelle Spital liegt in Pondycherry, und das ist mehrere Autostunden entfernt.
Eine Notrufnummer, wie bei uns die Rettung, gibt es nicht. Bist du krank, dann musst du mit dem öffentlichen Bus zum nächsten Arzt fahren, und wer die Straßenverbindungen in Indien kennt, der weiß, was hier auf einen Kranken oder Verletzten zu kommt.
Die meisten Todesfälle bringen Unfälle, gerade im Straßenverkehr, oder bei der Feldarbeit. In den Zuckerrohrfeldern leben oft giftige Schlangen, denen immer wieder Bauern bei der Feldarbeit zum Opfer fallen. Das nächste Krankenhaus mit einem entsprechenden Serum ist viele Kilometer entfernt.
St. Thomas Hospital in Pagandai
Bereits vor Beendigung des Schulbaus wurde beschlossen, dass als nächstes ein kleines Spital gebaut werden soll. Don Bosco konnte auch entsprechendes Bauland zwischen Pagandai und Mettur erwerben, wo 2001 mit dem Bau begonnen werden konnte.
Das Gebäude wird drei Stockwerke umfassen, neben einer Ambulanz, auch stationäre Behandlungsräume, und einen Eingriffsraum für einfache chirurgische Eingriffe.
Nach den heißen Sommer der letzten Jahre (Temperaturen im Schatten von über 40° C), ist der Bau nicht wie geplant voran gegangen, und die Eröffnung wurde verschoben.
Ausstattung für das Krankenhaus wurde in Österreich bereits fleißig gesammelt, so stehen ausrangierte Betten aus dem Altersheim SMZ-Ost bereit zum Transport nach Indien. Auch ein C-Bogen (Röntgengerät) steht bereit, welches von Herr Christoph Potmesil zur Verfügung gestellt wird, er will das Gerät in Paganday persönlich in Betrieb nehmen, und das örtliche Personal einschulen.